Pressemitteilung vom 28. Dezember 2011
Weiterer Nazi-Übergriff in Passau
Die  Reihe von Nazi-Übergriffen in Niederbayern setzt sich fort. In der  Nacht auf den 24. Dezember 2011 schlug ein Neonazi im Passauer Irish Pub  „Shamrock“ zu.
Nach Angaben eines beobachtenden Mitarbeiters  habe zunächst eine Gruppe, bestehend aus einer jungen Frau und mehreren  jungen Männern, zu pöbeln begonnen und sich als Neonazi-Clique zu  erkennen gegeben, nachdem sie meinte, einen vermeintlichen politischen  Gegner ausgemacht zu haben. Diesem habe kurz darauf ein Neonazi, der von  seinen Begleitern stets mit „Peischl“ angeredet worden sei, mehrfach  mit der geballten Faust ins Gesicht geschlagen und in den Bauch  getreten. Nach weiteren Angaben des Barkeepers wurde der Angreifer dann  durch couragiertes Eingreifen von Gästen und Personal daran gehindert,  weiter auf sein bereits zu Boden gegangenes Opfer einzuprügeln und  einzutreten. Dabei habe er den Verletzten als „linke Drecksau“  beschimpft und rechtsextreme Parolen skandiert.
Eine Verbindung  des Täters zu organisierten Nazi-Gruppen und -Vernetzungen ist nicht  bekannt. Aus seinem Bekanntenkreis ist jedoch zu erfahren, dass er sich  oft fremdenfeindlich äußere und mit „rechtskonservativ[er] bis  -extrem[er]“ Politik sympatisiere. Dem Mitarbeiter zufolge sei die  Nazi-Clique in den letzten Wochen des öfteren im „Shamrock“ zu Gast  gewesen. Ob nun ein Hausverbot ausgesprochen würde, konnte er nicht  beantworten.
Innerhalb weniger Wochen war dies bereits der zweite  Nazi-Übergriff in Passau. Nur drei Wochen zuvor, in der Nacht auf den  3. Dezember, kam es bereits zu einem Nazi-Übergriff vor dem „Shamrock“.  Von der Polizei und folglich auch von der Presse als unpolitische Tat  gemeldet (siehe Anlage: PNP.de vom 3.12.11) handelte es sich um eine  Gruppe von Neonazis, die einen Menschen, der nicht in ihr Weltbild  passt, zunächst auf der Straße mit Schlägen und Tritten verletzten und  das flüchtende Opfer dann durch mehrere Straßen regelrecht jagten.
In  Deggendorf griffen in der selben Nacht zwei Neonazis einen Menschen mit  sog. „Migrationshintergrund“ an, nachdem sie ihn „in der Nähe des  Christkindlmarktes mehrfach mit fremdenfeindlichen Ausdrücken“ (PNP.de)  beschimpft hatten. Während sie zuschlugen skandierten die Täter  Nazi-Parolen.
Wenngleich die Taten erschütternd und schockierend  sind, so sind sie angesichts des anhaltenden Erstarkens der  rechtsextremen Szene in Niederbayern nicht verwunderlich. Neben den im  Freien Netz Süd und Nationalen Bündnis Niederbayern organisierten  Gruppen entstanden in den letzten Wochen und Monaten neue neonazistische  Strukturen.
So wurde zum Beispiel der Passauer Kreisverband der  Republikaner reaktiviert. Ausserdem sind seit Sommer 2011 mit den  „Wehrtroopers“ in den Landkreisen Deggendorf, Rottal-Inn und Mühldorf  einige dutzend bekennend nationalsozialistische Kader geschlossen aktiv.  Auch der Bezirksverband und die Kreisverbände der niederbayerischen NPD  sind verstärkt aktiv, in Kirchdorf (Lkr. Regen) ist in Kürze gar die  Gründung eines NPD-Ortsverbandes um den Neonazi Ingo Gigl geplant.
Die  gewaltsamen Übergriffe zeigen die Notwendigkeit, entschlossenen gegen  neonazistische Umtriebe vorzugehen. In fast jeder Passauer Kneipe werden  bekannte oder sich offen zu erkennen gebende Neonazis mit einem Lächeln  bedient. Hilfreich wäre unter anderem die vom Runden Tisch gegen Rechts  angedachte Kampagne „Kein Bier für Nazis“, die Wirt_Innen auffordert,  Neonazis den Zutritt zum Lokal zu vewehren. Unumgänglich ist eine  Verstärkung des antifaschistischen Selbstschutzes – genauso wie die  konsequente Veröffentlichung jedes Nazi-Übergriffs. Neben offensiver  Intervention werden wir weiterhin Strukturen und Vorgänge in der  Nazi-Szene genau Klären und öffentlich beleuchten. Da dies nur in einem  überregionalen Kontext gelingen kann, werden wir den lokalen Rahmen, in  dem die [aapa] bisher arbeitet, aufgeben und neue Antifa-Struktuen, die,  wie der AK Antifa Passau, mit diesem Ansatz arbeiten, unterstützen.  Auch die Bestrebungen, in Deggendorf und Dingolfing Antifa-Gruppen zu  schaffen, sind hierfür begrüßenswerte Entwicklungen.
Antifaschistischen Selbstschutz organiseren!
Nazi-Übergriffe öffentlich machen!
INFOS UNTER:
[aapa] Antifaschistische Aktion Passau